Bericht vom zweitägigem zivil-militärischen Fulda-marsch

Prolog
Dies ist ein Bericht über eine Veranstaltung ganz anderer Art, als ihr es von Laufveranstaltungen her kennt. Nein es ist auch keine Walkingveranstaltung sondern eine Wanderveranstaltung, von der ich berichte. Nach dem Viertagemarsch in Holland war der Fuldamarsch meine zweite IML bzw. IVV-Veranstaltung, d.h. eine mehrtägige Wanderung ohne Zeitnahme.

Die Anreise.
Am Freitag hatte ich Urlaub genommen um genug Zeit zu haben, neben dem Marsch auch Fulda noch etwas besichtigen zu können. Dieses Mal war auch Helga mit von der Partie, es sollte Ihre Premiere auf der 25 km Strecke werden, und das gleich zwei mal hintereinander. Also nix mit Turnhallenquartier sondern eincheckt im „Gasthof, Metzgerei, Gästezimmer Drei Linden“, mit Duschbox im Zimmer, Klo auffem Flur und dem Geruch von warmem Fleisch bis hinauf ins Zimmer … nichts für Vegetarier. Als Mittagscarboloading erst mal ein paar dicke Hackfleischklopse, hier die lokale Spezialität. Mit vollem Magen dann in der Stadt Dom, Fußgängerzone usw. besichtigt. Um 16 Uhr sollte dann die offizielle Abendwanderung von 11 km sozusagen als Warming up stattfinden. Helga hatte das erst immer als provokanten Scherz meinerseits aufgefasst, aber steht wirklich mit auf dem Programm und es gibt einen Stempel dafür.

Abendwanderung und erster Abend
Also immer den lustigen roten Flatterbändern gefolgt. Eigentlich wollten wir zum offiziellen Start, oben am deutsch-amerikanischen Sportzentrum, sind aber einfach allen Anderen hinterhergelaufen und waren plötzlich schon mitten auf der Strecke. Alle waren recht gemütlich unterwegs. Teils in verwegenen Outftits mit vielen vielen Aufnähern (10.000 km, 12.000km, 15.000km) Nach dem Rundkurs landeten wir auf dem ehem. Kasernengelände, wo das Herz der Veranstaltung in einer großen Sporthalle schlug. Lustige Musikanten spielten auf, und brachten schöne Melodien aus der Heimat, abwechselnd dazu eine Zweimannband mit netten Schlagern. Die ersten zünftigen Wanderer legten schon mal ein Tänzchen aufs Parkett. Überall fröhliches Wiedersehen war angesagt. Auch wir trafen die Freunde aus Holland wieder, die schon munter schunkelnd auf den Bierbänken saßen. Es wurde dann noch ein Fahneneinmarsch in die Halle zelebriert. Würde man hier nicht schon einige nette Leute kennen, könnte man durchaus meinen man wäre im falschen Film (So aber auch!). So war zwar alles noch etwas fremd, aber dann auch nett. Das Essensangebot reichte über Pommes, Gulaschsuppe, Klopse, Würste bis hin zu selbstgebackenem Kuchen und lecker belegten Brötchen. Alles zu zivilen Preisen. Gegessen haben wir dann doch in unserem Quartier. Wie sollte es anders sein, beim Metzger, lecker Fleisch, allerdings auch einen großen Salat für das Gewissen und zum Fleisch Spätzle wegen der Kohlenhydrate…

Frühstück und Start
Am morgen ging es dann früh raus. Ich musste ja um 7.00 am (2 km entfernten) Start sein, da wir mit Bussen in die Röhn zum Start auf die 42km Strecke gefahren wurden. (Im letzten Jahr fuhren allein 19 Busse die Marathonwanderer, in diesem Jahr gab es einen Telnehmerrekord von insgesamt 1.700 Wanderern). Das reichhaltige Frühstück (wollen sie denn kein Ei?) mit Wurst, Käse und allem drum und dran habe ich dann nur zu kleinen Teilen genossen… (Zwei Scheiben Käse, sonst alle „Fulder Wurstspezialitäten“… Sowieso war es ein hektisches Frühstück, da Martin Angst hatte, den ersten Bus zu verpassen – aber bei einer Wanderveranstaltung ohne Zeitnahme kann man nicht der Erste sein – irgendeiner läuft immer schon eine halbe Stunde vor dem Start los… Die ersten Busse waren also schon VOR sieben losgefahren, und kamen uns auf dem Weg entgegen: Fünf Stück!!! Martin schaffte es dann in den siebten… ) Wie der Zufall so will saßen genau dort meine Flensburger Freunde vom Vier-Tage-Marsch, die immer recht zügig unterwegs sind, und wo ich nicht immer mithalten kann…

Die Strecke
Irgendwo in den Bergen der Röhn wurden wir abgesetzt und los ging es. Die erste Stunde noch ohne Regen…die nächsten Stunden bis zum Ziel nur im Regen. Langsam sortierte sich das Feld. Es wurden immer weniger bei den schnellen Wanderern. Immer wieder erstaunlich, was für Leute in welchem Tempo unterwegs sind. Das Spektrum bei solchen Veranstaltungen liegt wirklich von gaaaanz gemütlich bist verdammt schnell (schneller als Martinwalkt walkt….) Dabei sind die ganz Schnellen häufig ohne jeglichen Walkingschnickschnack unterwegs, also nichts mit Arme anwinkeln usw. Das heftigste war ein dänischer Soldat in Kampfmontur, der mich mit Händen in den Hosentaschen überholt hat, und dem ich nur einige km folgen konnte! Nach ca. 20 km, bei einer Kontrollstelle mit Versorgungspunkt, kamen dann die 25-km- Wanderer dazu. Die Verpflegungspunkte sind dann auch anders als beim Marathonlauf. Es gibt kostenlos Tee und mit viel Glück auch mal Apfelstückchen. Der Schwerpunkt liegt aber auf belegten Brötchen, Grillwürstchen, Kuchen, Kaffee und auch Bier und Kümmerling sind im Angebot und werden gern nachgefragt… Auf dem zweiten Teil der Strecke war ich dann durch die 25km Wanderer wieder auf der Überholspur. So mancher war recht erschrocken, wenn ich so mit 7-8 km/h, also mit ca. deren doppelter Wandergeschwindigkeit vorbeigezogen kam… Nach 5.30 h war ich im Ziel. Die Freude über die Superzeit trotz Kuchenessen und Kaffeepause relativierte sich, als ich erfuhr, dass am ersten Tag die Strecke nur ca. 38 km lang war… aber dazu später. (So genau messen die Wanderer nicht. Ich kam übrigens mit meiner Wandergruppe kurz vor Drei ins Ziel, was Brutto für Netto bedeutet, dass Martin seine 42(38) km etwas schneller geschafft hat, als wir unser 25km – bzw 26, da wir wegen der vom Regen unpassierbaren Strecke umgeleitet wurden. Aber das Ganze läuft ja auch unter Volkswandertag, und nicht unter downhill-race!.)

Im Ziel dann zur Stärkung: Gulaschsuppe, Currywurst Pommes mit Apfelschorle, Kuchen, Kaffe und zwei Radler zu mir genommen (In dieser Reihenfolge, Helga kam und kam nicht). Der Volksmusik gelauscht, bis sie kam, und zurück ins Quartier. (Natürlich auch gelaufen! Und abends in die Stadt auch noch hin und zurück. Macht Brutto für Netto immer noch mal drei Km pro Strecke dazu. Ich möchte das lieber nicht ausrechnen, aber ich gehöre schon seit der Stadtbesichtigung Abendwanderung zu den Ultras!!!) Abends dann mit Freunden den Abend beim Italiener ausklingen lassen (Wirklich sehr lecker – Il Romantico in Fulda, da kann man schon mal zwei Märsche für in Kauf nehmen…).

Zweiter Tag
Heute sollte es ja etwas gemütlicher zugehen. (Meinetwegen – weil meine Bezugsgruppe immer erst um 9 Uhr losgeht… und gestern hatte ich ja von 7 bis 9 in der Turnhalle gewartet, also wollte heute Martin mit uns später starten. Also, alles, was jetzt kommt, ist meine Schuld. Wir haben das aber inzwischen ausdiskutiert und wieder gerade gezogen…) Startzeit für die Marathonis war zwischen 7.30 -8.30. Wie ich später erfuhr, waren schon ca. 200 Leute um 7.00 losmarschiert… Ich war der aller-aller-aller-Letze, der erst um 8.40 auf die lange Strecke losging. (Dann doch 10 Minuten vor uns, er konnte es nicht mehr aushalten!) Ich dachte mir, macht ja nichts, ich hole die ja ein….Aber Pustekuchen. Zwei Stunden alleine durch den Nebel marschiert. Am ersten Kontrollpunkt wurde ich schon gefragt, ob ich denn der letzte sei. Da hatte ich vorher gerade mal erst ca. 10 Leute überholt. Erst so ab 11.30 wurden es dann mehr und mehr, die ich überholen konnte. Das machte aber dann auch nur begrenzt Spaß. Alle ambitionierten Leute waren viel früher gestartet. Der Flensburger Kamerad, gerade in der Marathonvorbereitung (Für Rennen, Laufen, Jogging…!, Der hatte schon angesagt, mind. 30 km der Wanderstrecke laufen/rennen/joggen zu wollen). war z.B. um 7.30 schon gestartet und hatte die Strecke weitgehend laufend in 4.30 absolviert. Den ganzen Tag leicht genervt ging es zügig in Schleifen um Fulda. Das Tempo geschätzt so wie am Vortag. Irgendwann meinte einer mit so einem Taschen-GPS, etwas von „noch 10 km“. Ich rechnete hoch und kam auf eine ähnliche Zielzeit wie am Vortag. Ca. zwei km später an einer Kontrollstelle hieß es dann, dass es noch 12 km seien. Mir ging förmlich die Kinnlade runter. Das wären ja über 6 Stunden. Reichlich frustriert ging es weiter. Später sollte ich erfahren, das der erste Tag halt kürzer war, und der zweite dafür „gute 42km“ die auch 44 sein könnten, so genau konnte das keiner sagen. Kurz vor dem Ziel holte ich dann Helga und ihre Truppe ein, die ja nach mir auf die 25 km gegangen waren. Da ich nicht noch länger unterwegs sein wollte zog ich doch allein bis zum Ziel (das war auch angenehmer für uns – er war ja immer noch pampig…) und ging erst mal duschen. Noch nicht wirklich entspannt und glücklich, weil ich ja noch nicht wusste, dass meine Zeit (beim Marathon wäre es wohl beides mal so um die 6 h gewesen) ja gar nicht so schlecht war. Die nette Gesellschaft der Freude aus Holland und die ausgelassene Stimmung in der Halle waren aber mit der Zeit dann doch ansteckend, so dass sich die Laune langsam aber sicher aufhellte. Helga hatte es auch mit nur kleinen Blasen am Fuß (und zerschossenen Gelenken) überstanden und so konnten wir schön noch zusammen etwas feiern (mit einem kleinen Auslaufen runter zum Hotel. Für den Weg zum Bahnhof habe ich auf einem Taxi bestanden.).

Autor: Martinwalkt Quelle: http://www.laufen-aktuell.de